Wie sich ein Ausbildungsabbruch vermeiden lässt

Insbesondere zu Beginn einer Ausbildung läuft nicht immer alles wie erwartet. Mit Geduld und einem klärenden Gespräch lässt sich jedoch häufig ein Abbruch vermeiden.

Dreimal wurde der Auszubildenden bereits erklärt, wie sie die Instrumente vor einer Behandlung aufbereiten muss und trotzdem macht sie noch Fehler. Ist eine Fortführung der Ausbildung bei so viel Schludrigkeit überhaupt noch sinnvoll? Eine Frage, die sich einige Ausbilder zum Ende der viermonatigen Probezeit stellen werden. Doch auch wenn eine Kündigung auf den ersten Blick für alle Beteiligten das Beste zu sein scheint, lohnt es sich, Geduld zu zeigen – und mit den Auszubildenden das Gespräch zu suchen. Denn häufig liegen die Ursachen für die Unzufriedenheit woanders.

Liane Wittke, Leiterin der Abteilung für Ausbildung der Zahnärztekammer Nordrhein, ist häufig erste Ansprechpartnerin, wenn es Probleme in der Ausbildung gibt. Frust gebe es häufig auf beiden Seiten, berichtet sie. Das häufigste Problem sei dabei eine Überforderung der Auszubildenden. „Vor allem die Umstellung vom Schulalltag ins Berufsleben fällt vielen jungen Menschen schwer“, berichtet sie. Denn während diese sich in der Schule auch einmal zurücklehnen und geistig ausklinken konnten, wird von den Auszubildenden in der Praxis permanenter Einsatz gefordert. Auch das Zeigen von Eigeninitiative fällt vielen schwer. „Das kann schon einige Wochen dauern, bis sich die Auszubildenden auf die neue Situation eingestellt haben“, sagt Liane Wittke, „Auszubilden heißt vor allem, Geduld zu haben.“


Azubis brauchen Zeit zur Eingewöhnung

Neben der Eingewöhnungszeit darf auch nicht die Zeit zum Erlernen der einzelnen Arbeitsschritte unterschätzt werden. Manche Azubis können Gelerntes sofort umsetzen, andere brauchen länger. „Deshalb braucht es eine gute Fehlerkultur in den Praxen“, erklärt Liane Wittke, „den Auszubildenden die Instrumente aus der Hand zu nehmen und sie aus dem Raum zu schicken, bringt niemandem etwas.“ Der dadurch erzeugte Druck, führt zu Unsicherheiten und am Ende zu noch mehr Fehlern. Zudem dürfe nicht vergessen werden, dass es sich bei Azubis eben nicht um fertig ausgebildetes Fachpersonal handelt. Häufig hätten Ausbilder zu hohe Erwartungen, so Wittke.

Doch was sollten Zahnärztinnen und Zahnärzte tun, wenn es trotz aller Geduld in der Zusammenarbeit mit den Azubis hakt? „In diesem Fall sollte ein Gespräch mit den Auszubildenden gesucht werden, nicht zwischen Tür und Angel, sondern in einem ruhigen Moment und in einer offenen und konstruktiven Atmosphäre“, sagt Liane Wittke. Darin sollten beide Seiten ihre Wünsche, Erwartungen und natürlich auch ihre Kritik an den jeweils anderen kommunizieren. Vor allem sollten aber Ausbilder die Situation nutzen, um sich die Probleme ihrer Auszubildenden anzuhören.

Viele – wenn auch nicht alle – Probleme können dadurch aus der Welt geschaffen werden. Aber es gibt natürlich auch Situationen, in denen eine Fortführung der Ausbildung keinen Sinn ergibt. „Ausbilder sollten bei dieser Frage vor allem auf das Potential und nicht nur auf den Ist-Zustand schauen“, berichtet Liane Wittke. Denn vieles sei eine Frage der Übung und Erfahrung. „Stimmt hingegen nicht die Einstellung der Azubis oder das Teamgefüge, kann eine vorzeitige Beendigung der Ausbildung die beste Lösung für alle Beteiligten sein.“

 

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