Praxisgründung und -führung im Work-Life-Balanced Style

Keine Frage, der Traum von der Selbstverwirklichung in eigener Praxis verlangt einiges an Zeit und Energie, so dass man leicht Gefahr läuft, sich dabei selbst zu vernachlässigen. Wer sein Familienleben zugunsten der Praxis zurückschraubt, indem er z.B. auch im Urlaub für Patienten erreichbar ist, Hobbys reduziert und seine sozialen Kontakte vernachlässigt, muss langfristig damit rechnen, dass er seine physische und psychische Gesundheit ruiniert.

Nur wer Spaß an der Selbständigkeit hat und auf ein ausgewogenes Berufs- und Privatleben achtet, kann auf Dauer Leistung erbringen und seine Freude am Beruf aufrechterhalten.

Statistischen Untersuchungen zur Folge ist Work-Life-Balance für die zwischen 1980 und 2000 geborenen Generation y von besonders hohem Stellenwert. Zahnmediziner, die sich aktuell mit dem Thema Existenzgründung beschäftigen, bilden keine Ausnahme – im Gegenteil! Dass die Vereinbarkeit von Beruf und Familie in der Zahnmedizin verstärkt berücksichtigt wird, liegt sicherlich daran, dass die Zahl der Zahnärztinnen – laut BZÄK-Studie liegt der Frauenanteil bei 40% – kontinuierlich zunimmt und es in Deutschland nach wie vor eine tendenziell weibliche Herausforderung ist, Kind und Karriere unter einen Hut zu bekommen.

Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie ist nicht nur für die eigene Familienplanung und die persönliche Karriere relevant, sondern hat auch einen betriebswirtschaftlichen Aspekt, der nicht zu vernachlässigen ist. Damit Ihre Mitarbeiterinnen bei der Stange bleiben, benötigen diese natürlich ebenso wie Sie Arbeitszeiten, die die Integration von Arbeit und familiären Verpflichtungen unterstützen. Durch attraktive Arbeitszeitmodelle binden Sie nicht nur Ihr Personal, sondern haben gute Möglichkeiten, sich im Wettbewerb um qualifiziertes Personal abzugrenzen.

Bestandsaufnahme

Flexibilität und autonome Arbeitszeiten trägen im hohen Maß zur Work-Life-Balance bei und sind die Grundvoraussetzung für ein harmonisches Miteinander von Praxis und Familie. Definieren Sie zunächst Ihre Wünsche und Ziele. Was wollen Sie wann erreicht haben? Wo sehen Sie sich in fünf, zehn, fünfzehn … Jahren? Haben Sie über Schwangerschaft und Umsatzeinbußen nachgedacht? Benötigen Sie eine Babypause / Auszeit oder Teilzeitbeschäftigung, um die Kinderbetreuung zu organisieren?

Welche Berufsausübungsform passt zu meiner Lebensvision?

Damit die Praxisgründung nachhaltig zur Erfolgsstory wird, benötigen Sie ein Konzept, das gleichermaßen auf die persönlichen und beruflichen Ziele und abgestimmt ist. Existenzgründer profitieren dabei von den berufsrechtlichen Änderungen der vergangenen Jahre. Neben der klassischen Einzelpraxis und Berufsausübungsgemeinschaft ermöglicht das Vertragsarztrechtsänderungsgesetzes (VÄndG) seit 2007 neue Niederlassungsformen, die flexiblen Gestaltungsspielraum erlauben. Vor allem durch Kooperationen, Jobsharing und Teilzulassung bieten sich interessante Optionen für flexible Arbeitszeitmodelle, um z.B. Babypausen und Kinderbetreuung mit der Praxis zu vereinbaren.

Jede Berufsausübungsform hat eigene Regeln, Vorteile und Herausforderungen. Berücksichtigen muss man daneben, dass sich das Praxismanagement mit zunehmender Komplexität des Praxiskonstrukts komplizierter und umfangreicher gestaltet. In der Entscheidungsphase ist es daher wichtig, einen detaillierten Überblick über die Möglichkeiten zu haben. Nur wer weiß, was die Berufsausübungsformen konkret bedeuten, kann beurteilen, was sich für ihn am besten eignet. Einen umfassenden Überblick bietet die Website der Bundeszahnärztekammer https://www.bzaek.de/fileadmin/PDFs/fzb/files/assets/basic-html/page-16-17.html

Work-Life-Balance im Praxisalltag

Die Praxis ist gegründet, das Team steht – und wie geht es weiter? Für einen stressfreien Praxisablauf formulieren Sie auf Basis der Bestandsaufnahme – gemeinsam mit Ihrem Kollegen/Team und – konkrete Ziele für Arbeitsabläufe und Arbeitszeitmodelle. Bei der Zielformulierung ist das SMART-Prinzip hilfreich, das sich in der Managementtheorie (Locke & Latham, 1990) als leistungssteigernde Beeinflussungsstrategie und als Kriterium zur eindeutigen Definition von Zielen etabliert hat. SMART ist ein Akronym für

Spezifisch, konkret und positiv

Messbar und überprüfbar

Akzeptiert

Realistisch erreichbar, aber dennoch hoch gesteckt

Terminiert

Durch das Spannungsfeld von Bürokratie, gestiegenen Patientenerwartungen und wirtschaftlichen Zwängen stehen selbständige ZahnärztInnen – im geringeren Umfang auch deren MitarbeiterInnen – unter wirtschaftlichem, psychischem und physischem Druck. Ein ausgewogenes Verhältnis von Beruf und Privat-/Familienleben hilft, den Stresspegel deutlich zu senken und das Betriebsklima zu heben. Damit das so bleibt und Ihre Work-Life-Balance Maßnahmen langfristig erfolgreich sind, beobachten Sie die Entwicklungen in Ihrer Praxis und führen zur Erfolgsprüfung regelmäßig Einzel- und Teamgespräche.

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