„Frühzeitige Planung ist wichtig“
Niederlassungswilligen Zahnärzten bietet ein Interview mit apoBank-Manager Daniel Zehnich in der Ärzte Zeitung (1.12.2023) „Praxisabgabe: Nicht so schwer, wie gedacht“ interessante Informationen und Bewertungen.
Herr Zehnich, Ihre Umfrage zeigt, dass die Herausforderung Praxisabgabe häufig kleiner ist als gedacht. Machen sich Praxisinhaber zu große Sorgen?
Seit Jahren hören Praxisinhaberinnen und Inhaber, dass es schwierig sei, eine geeignete Nachfolge zu finden – da ist es nicht verwunderlich, dass sie sich auf einen anstrengenden Prozess einstellen. Die Ergebnisse unserer Umfrage machen jedoch Hoffnung: Viele der erwarteten Herausforderungen lösen sich zwar nicht in Luft auf, waren im Rückblick jedoch leichter zu meistern als angenommen. Die Suche nach einem geeigneten Interessenten oder einer passenden Interessentin ist und bleibt für viele Abgeberinnen und Abgeber jedoch die größte Hürde. Entsprechend sollte man sich früh genug mit dem Thema beschäftigen.
Jeder zehnte Heilberufler findet am Ende keinen Nachfolger – aus den unterschiedlichsten Gründen. Woran liegt‘s, wenn Praxen ohne Nachfolge geschlossen werden müssen?
Die Ursachen sind individuell. Es kann vorkommen, dass sich keine Interessenten finden, da die Niederlassung ungünstig liegt oder einen Investitionsstau aufweist. Klar ist, dass eine Praxis zu den Wünschen, Vorstellungen und dem Lebensmodell des Übernehmers passen muss – das ist in ländlichen Gebieten nicht leicht. Es gibt auch Inhaber, die ihre Praxis aus persönlichen Gründen freiwillig schließen – etwa, weil sich die Praxis im eigenen Wohnhaus befindet.
Welche Maßnahmen sind wichtig, um einen Nachfolger zu finden?
Die wichtigste Maßnahme beginnt lange vor der Abgabe: Die eigene Praxis auf dem neuesten Stand halten, regelmäßig modernisieren und Prozesse fortlaufend verbessern – das sind Pluspunkte für den späteren Verkauf der Praxis und kommen ihr laufend zu Gute. Wenn es in Richtung Ruhestand geht, ist frühzeitige Planung wichtig – mindestens drei Jahre vor dem geplanten Ausstieg. Wer glaubt, dass die Abgabe schwierig wird, sollte ein bis zwei Jahre mehr einplanen. Wenn dann die konkrete Suche beginnt, heißt es: Netzwerken. Denn viele der Befragten unserer Studie konnten innerhalb ihres Kollegenkreises eine passende Nachfolge finden, beziehungsweise sie stammte aus dem persönlichen Netzwerk. Oft konnte der Übernehmer unter den Angestellten gefunden werden. Es lohnt sich also, das Thema früh anzusprechen. Darüber hinaus sollte die Registrierung in einer Praxisbörse frühzeitig erfolgen. Dort lässt sich der Abgabewunsch diskret platzieren und die Praxis wird automatisch potenziellen Übernehmern vorgeschlagen.
Was raten Sie denen, die dennoch keinen Nachfolger finden?
Es gibt kein pauschales Rezept, da die Suche nach der geeigneten Nachfolge von vielen, individuellen Faktoren abhängt. Oft empfiehlt es sich, Praxisberater zu Rate zu ziehen, die selbst mit verschiedenen Maßnahmen und einem eigenen Netzwerk unterstützen können. Ein gutes Verkaufsexposé mit Eckdaten und Vorteilen setzt die eigene Praxis in Szene und ist bei der Nachfolgesuche nicht zu unterschätzen. Sollten die Möglichkeiten dennoch ausgeschöpft sein, unterstützen die Experten dabei, die Praxis möglichst wertschonend aufzulösen.
Auf welche Punkte achten Ärzte, die nach einer Praxis suchen, besonders?
Das lässt sich auf drei wesentliche Punkte zusammenfassen: Die wirtschaftliche Lage einer Praxis, den Patientenstamm und natürlich den Verkaufspreis. Um zu unterstützen, bietet die apoBank eine speziell für Praxen entwickelte Investitions- und Kostenanalyse, kurz INKO, an. Dabei werden die betrieblichen, steuerlichen und auch privaten Faktoren zusammengetragen, um eine transparente Gesamtrechnung zu ermöglichen. So können wir gemeinsam mit den Kunden deren Vorstellungen zu Praxisinvestitionen durchspielen.
Spüren Sie, dass sich die schwierigen Rahmenbedingungen negativ auf die Niederlassungsbereitschaft auswirken?
Nein, im Moment sehen wir dafür keine Anzeichen. Insbesondere moderne Praxen in Großstadt-Lagen sind sehr gefragt und können sich über zahlreiche Interessenten freuen. Tatsache ist aber auch, dass mit den „Babyboomern“ eine ganze Generation in den kommenden Jahren in den Ruhestand geht. Der Angebotsüberhang, der sich auf dem Abgabemarkt zeigt, wird sich verstärken.
Mit freundlicher Genehmigung vom Springer Medizin Verlag „Ärzte Zeitung“.
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