Lebendig, praxisnah und motivierend

Symposium für angestellte und Assistenzzahnärzte im Rahmen des Kölner Herbstsymposiums 2019.

Die beliebten Workshops für junge Zahnmediziner fanden am 27. September 2019 zum wiederholten Mal parallel zum Kölner Herbstsymposium statt – in diesem Jahr im Maternushaus.

Das bewährte Konzept – die Hörer bleiben auf ihren Plätzen, die Referenten wechseln die Säle – bot jedem Teilnehmer die Gelegenheit, alle drei Vorträge anzuhören. In den Pausen wurde mit Frühstück und Mittagessen die Gelegenheit zur persönlichen Stärkung und zum Gedankenaustausch gegeben. An diversen Ständen konnte man wichtige und interessante Informationen einholen.

Die Themen der Impulsreferate mit anschließender Diskussion waren speziell auf die Berufsgruppe zugeschnitten:

Ein guter Ruf erleichtert die Personalfindung

Dr. Nicola Rosarius und Alexander Saenger, beide in eigener Praxis zugelassen, berichteten höchst anschaulich und lebendig aus ihrem Praxisalltag. Unter der Überschrift „Praxisorganisation und Praxisführung“ vermittelten sie den Anwesenden ein Gefühl dafür, wie die Aufgabe „Chef sein“ mit Leben gefüllt werden kann.

Gerade in der heutigen Zeit des Personalmangels ist es wichtig, die Angestellten durch vorbildliches Verhalten zu motivieren und mit besonderen Anreizen zu pflegen. Dazu können zum Beispiel osteopathische Behandlungen oder Fortbildungsmöglichkeiten angeboten werden. Wer dazu unter dem Motto „Kommunikation ist der Schlüssel“ handelt, sollte einen guten Weg in der Personalführung gefunden haben. Dazu kann z. B. ein Unternehmensknigge gehören, der dem Arbeitsvertrag beigefügt wird und Missverständnisse gar nicht erst aufkommen lässt.

In der Diskussion wurde auf die Fragen der Teilnehmer eingegangen:

  • Teambesprechungen anhand einer Themenliste planen, möglichst in die Arbeitszeit legen, indem z. B. die letzte Stunde im Terminplaner gesperrt wird, Ergebnisse protokollieren.
  • Mangelnde Führung schwächt das Team: „Gebt dem Team viele Freiheiten, aber setzt auch klare Regeln!“
  • Tipps zur Verbesserung des Arbeitsklimas: Motiviert Eure Auszubildenden, auch wenn der Start manchmal nicht einfach ist, bezieht das Team auch bei Problemen mit ein und vergebt bestimmte Aufgabenbereiche.
  • Praxispersonal kann auf vielen Wegen und mithilfe von Social Media gesucht werden. Ein guter Ruf als Chef erleichtert die Personalfindung. Im besten Fall kommen passende Initiativbewerbungen.
  • Der zeitliche Aufwand für Bürotätigkeiten und Nebenschauplätze wie Datenschutz, iT(-Sicherheit), QM/QS etc. kann bei guter Organisation minimiert, ggf. können die Aufgaben delegiert und teilweise schon in der Praxiszeit erledigt werden. Ca. fünf bis sechs Stunden wöchentlich müssen zusätzlich aufgewendet werden. Die Zeiten sind aber gut verteilbar und können ggf. in den Abenden liegen.
  • Förderung des Praxisklimas mit zusätzlichen freien Tagen, wie Rosenmontag, Heiligabend und Sylvester.

 

Seid mutig! Wagt den Schritt in die eigene Praxis!

Maximilian Eßer, angestellter Zahnarzt mit dem Ziel der Praxiszulassung, und Stefan Piepiorka, niedergelassener Zahnarzt, machten mit Unterstützung von Tobias Wagner, Kaufmännischer Vorstand der ZA eG, mit ihrem interessanten Vortrag Mut zur Selbstständigkeit. Unter dem Titel „Zahnmediziner und BWL“ informierten sie eingehend über Praxiskosten bei Neugründung oder Übernahme, Finanzierung, Kostenstruktur und Einkommensverteilung, Geldfluss in die Praxis bei GKV und PKV, über Einkommensverteilung der Praxisinhaber in Deutschland und ein Tool zur Feststellung der eigenen Wirtschaftlichkeit.

Die Referenten rieten den Berufsstartern in der Fragestunde, KZV und Zahnärztekammer als Dienstleister wahrzunehmen, weniger als Kontrollorgan. Das erklärte Ziel beider Körperschaften sei es, u. a. bei der Praxisplanung, -gründung und sogar bei der Finanzierung kostenlose und umfangreiche Unterstützung zu leisten.

Piepiorka wies eindringlich darauf hin, das Einkommen in den ersten drei Jahren der Selbstständigkeit nicht „rauszuschleudern“, da im dritten Jahr Nach- und Vorauszahlungen zu erwarten seien. Beherzige man diesen Rat, sei man auf der sicheren Seite und auf einem guten Weg zum Erfolg der eigenen Praxis.

Die Banken geben der Berufsgruppe der Zahnärzte gerne Kredite. Die Vergangenheit zeige, dass so gut wie keine dieser Finanzierungen scheitern, wirkten die Referenten den finanziellen Zweifeln der jungen Zahnärzte entgegen. „Kaffeeröstereien“ würden sich nicht auf den deutschen Markt drängen, um Zahnarztpraxen zu gründen, wenn das nicht lukrativ wäre.

Wertvolle Tipps wie:

  • Lest das KZBV-Jahrbuch als Grundlage für die eigenen Berechnungen!
  • Fangt langsam mit einer guten Qualität an, steigert danach die Quantität. Das ist ein guter Weg zum Erfolg!
  • Geht zu einem regionalen Zahnarzt-Stammtisch. Sprecht mit den erfahrenen Kollegen!

haben sicherlich den einen oder anderen Zuhörer ans Denken gebracht, vielleicht doch noch den Schritt in die Selbstständigkeit zu wagen. Die Vorteile gegenüber der Anstellung in Form von freier und flexibler Arbeitszeitgestaltung, freier Berufsausübung und auch finanziell seien es durchaus wert.

 

Mit dem Beschäftigungsverbot absichern!

Dr. Anke Klas, in eigener Praxis zugelassen, und Dr. Saskia Schauseil, angestellte Zahnärztin, Mütter von vier bzw. zwei Kindern, informierten über Herausforderungen, die der Spagat zwischen Familie und Berufsausübung mit sich bringt.

Bereits zu Beginn ihres Vortrags „Familie und Beruf“ zeigte sich deutlich, dass die Themen „Schwangerschaft“ und „Beschäftigungsverbot“ den Nerv der Zuhörer getroffen haben.

Die Botschaft war eindeutig. Die werdende Mutter hat keine zeitliche Verpflichtung für die Information ihres Arbeitgebers über ihre Schwangerschaft. Ist die Mitteilung aber einmal erfolgt, sollte der Praxisinhaber der Angestellten umgehend ein Beschäftigungsverbot aussprechen, um sich abzusichern. Alternative Beschäftigungen können nur dann angeordnet werden, wenn die Tätigkeit der Qualifikation der Arbeitnehmerin entspricht. Der Arbeitgeber darf die Mitarbeiterin nicht auf eine eventuelle Schwangerschaft ansprechen, kann aber bei Verdacht eine Meldung an die entsprechende Behörde absetzen, die wiederum die Recherche durchführen darf.

Die Umlage 2 hilft dem Praxisinhaber bei der Finanzierung und deckt das Gehalt der werdenden Mutter ab.

Die selbstständige Zahnärztin entscheidet als werdende Mutter selbst, ob sie bereit ist, die Risiken zu tragen.

Im weiteren Verlauf stellten die beiden Referentinnen die Vor- und Nachteile eines Angestelltenverhältnisses im Vergleich zur Selbstständigkeit in Bezug auf die Familienplanung gegenüber und schilderten ihre eigenen Erfahrungen.

  • Selbstbestimmung,
  • Selbstverwirklichung,
  • flexible Zeiteinteilung/Work-Life-Balance,
  • Flexibilität in der Beschäftigungszeit während der Schwangerschaft,
  • einfacher Wiedereinstieg mit flexibler Arbeitszeit,
  • wirtschaftliche Gestaltungsmöglichkeiten
  • seien die großen Vorteile der Selbstständigkeit.
  • Betriebswirtschaft in der Zahnarztpraxis

Im Anschluss an die Workshops wurde allen Teilnehmern die Möglichkeit geboten, an einem ca. neunzigminütigen Kolloquium teilzunehmen. Dr. Susanne Woitzik, Mitglied der Geschäftsleitung und Expertin für Betriebswirtschaftliche Praxisführung in der ZA eG, vermittelte anhand von vielen Beispielen die Möglichkeiten, durch eine gute Abrechnung die wirtschaftlichen Erfolge einer Praxis auszuschöpfen. Gezielte Hinweise auf Anforderungen an ein mögliches Factoringunternehmen rundeten ihren Vortrag ab.

 

Traut Euch!

Die Workshops zeigten eines deutlich: Die Feminisierung ist in der Berufsgruppe angekommen. Von den Teilnehmern waren drei Viertel weiblich. Dieser Wandel spiegelte sich in den Fragen wider. Ein Großteil der Anwesenden war im Angestelltenverhältnis. Die Mehrheit zögerte, sich niederzulassen, zumindest in der nächsten Zeit. Unsicherheiten bezüglich der Finanzierung, der persönlichen Lebensplanung, des Bürokratieaufwands, um nur einige Punkte zu nennen, wurden von den Referenten ernst genommen und mit dem Appell: „Traut Euch!“ beantwortet. Am Ende des Tages hat das sicherlich einige zum Nachdenken darüber gebracht, doch noch den Sprung in die Selbstständigkeit zu wagen.

Constanze Overhoff, KZV Nordrhein

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