
Niederlassung mit Freiräumen und Perspektiven
Dr. Melanie Friedrich (geb. 1983) aus München, hat von 2002 bis 2009 in Dresden Zahnmedizin studiert und 2024 über „Die Schulzahnpflege in Bonn seit dem 19. Jahrhundert“ promoviert. Nach ihrer Assistenzzeit und einigen Jahren als angestellte Zahnärztin hat sie 2024 eine ehemalige Privatpraxis in Bonn übernommen.
Schon im Internetauftritt der Zahnarztpraxis in der Behringstraße in Bonn-Bad Godesberg stellt sich Dr. Melanie Friedrich gemeinsam mit ihrer angestellten Zahnärztin Julia Mengden vor. Und einig sind sich beide auch, ein „Dreamteam“ zu sein. Warum, das erklärt Dr. Friedrich:
„Ich habe die Praxis am 1. Januar 2024 von einem älteren Kollegen übernommen. Mit meinen drei Kindern zwischen fünf und zehn Jahren war mir klar, dass ich auf Dauer nur schwer alleine arbeiten konnte. Aber ich war mir zunächst nicht sicher, wie viele Patientinnen und Patienten von meinem Vorgänger bleiben würden. Sehr schnell hat sich aber glücklicherweise gezeigt, dass viel zu tun ist – man hat neben der Zeit am Patienten ja auch noch anderes zu erledigen. Die Bürokratie nimmt leider geschätzt 30 Prozent der Praxiszeit ein. Im Januar 2025 habe ich Julia als angestellte Zahnärztin hinzugewonnen. Die Konstellation ist wirklich ideal, weil wir beide so auch noch genügend Zeit für unsere Familien haben und uns ideal ergänzen.
Umbau zur modernen Vertragszahnarztpraxis
Zu Beginn musste ich ein bisschen umbauen und einiges modernisieren, unter anderem beim Röntgen. Röntgen konnte ich dann erst ab dem 27. Februar und den Betrieb damit richtig aufnehmen. Da hat die Bürokratie viel unnötige Zeit und Geld gekostet – erst mussten drei Prüfberichte erstellt, bei der Bezirksregierung eingereicht und die Genehmigungen erteilt werden.
Meine Praxis hat früher Dr. Manfred Freise geführt, zu dem Politiker und Prominente kamen (s. RZB 3/2020). Vielleicht deshalb war sie danach weiter eine reine Privatpraxis. Es gab tatsächlich auch nur einen Computer und viele Karteikarten. Sieht man aber davon ab, dass man den Konnektor einmal die Woche ausstöpseln muss, hat der Anschluss an die Telematik wenig Probleme gemacht. Das e-Rezept hat allerdings bis letzten Oktober nicht funktioniert, niemand wusste warum. Das war schon sehr unangenehm. Mit dem aktuellen Update geht es jetzt – irgendwie.
Warum ich mich mit 40 selbstständig gemacht habe?
Solange meine Kinder ganz klein waren, war ich in der Anstellung durchaus zufrieden. Auch da habe ich vieles eigenständig gemacht, mir überlegt, was kann ich mit dem Patienten machen, welche Alternativen anbieten. Der Gedanke, mich später selbstständig zu machen, war aber da. Die Frage war nur, wann und wie macht man das mit Kindern am besten. Als Angestellte fehlten mir zuletzt zunehmend die Perspektiven: Ich wollte nicht nur halb, sondern ganz selbst entscheiden. Und ich kann mittelfristig oder langfristig meine Praxis ausbauen, wenn die Kinder älter sind. Ich engagiere mich in Kita und Schule, mehr Zeit für ehrenamtliche Tätigkeiten und zahnärztliche Organisationen ist momentan nicht. Später kann das durchaus ganz anders aussehen.
Zulassung keine Hürde
Ich habe vor zwei Jahren über persönliche Kontakte von einer für mich passenden Praxis gehört. Drauf habe ich den damaligen Inhaber getroffen. Wir waren uns sympathisch; so konnte er damit leben – auch wenn es ihm ein bisschen schwergefallen ist. Eine Neugründung hatte ich ausgeschlossen – aus Kostengründen und wegen der Sorge, ob Patienten kommen. Welche Unterlagen ich bei der KZV einreichen musste, ließ sich leicht herausfinden. Die Zulassungsprüfung ist ebenfalls mehr als problemlos verlaufen. Danach habe ich auch verstanden, warum dafür nur wenige Minuten angesetzt waren. Es gab nur zwei ganz einfache Fragen und der Stempel wurde mir überreicht. Wobei – eine Freundin, die mit mir studiert hat, erhielt in München etwa zur gleichen Zeit ihre Unterlagen einfach zugeschickt.
Ob ich Tipps für Kollegen habe?
Der Businessplan, den man der Bank für die Finanzierung vorlegen muss, hat den Vorteil, dass man sich schon im Vorhinein Gedanken machen muss, was man alles braucht, welche Ausgaben anstehen. Man sollte nicht übersehen, wie hoch die laufenden Kosten sind, zum Beispiel für Wasser und Strom. Wobei die Modernisierungsmaßnamen bei mir dann doch über dem lagen, was ich mir ursprünglich vorgestellt hatte – aber in einem normalen Rahmen.
Studium und Assistenzzeit haben mich gar nicht auf die organisatorischen und finanziellen Herausforderungen der Selbstständigkeit vorbereitet. In der Praxis, in der ich lange angestellt war, habe ich dann aber das Dokumentieren gelernt und natürlich die Abrechnungspositionen. Die Feinheiten sind mir aber erst bewusstgeworden, seit ich niedergelassen bin. Da ich ja eine Privatpraxis übernommen habe, konnte ich keine ausgebildete Abrechnungsfachkraft übernehmen. Ich habe dann eine Externe gewonnen, die jetzt aber aufgehört hat. Es ist leider sehr schwer, kurzfristig eine geeignete Abrechnungsfachkraft zu finden.“
Das Interview führte Dr. Uwe Neddermeyer, KZV Nordrhein
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