Tipps für die Niederlassung (5): Jeder muss für sich finden, was sich richtig anfühlt

Neben vielen Formalien, die eine Niederlassung leider mit sich bringt, gibt es auch weitere Aspekte, die nicht immer auf den ersten Blick erkennbar sind wie Mitarbeiterführung. Wir haben mit sechs jungen Zahnärztinnen und Zahnärzten gesprochen und sie nach ihren Erfahrungen gefragt. In Teil 6 sprechen wir mit Dr. Saskia Schauseil.

 

 

Frau Dr. Schauseil, seit wann sind Sie in welcher Form selbstständig niedergelassen tätig?

Ich bin seit 2016 mit meinem Mann zusammen in Düsseldorf tätig.

Warum haben Sie sich zusammen mit Ihrem Mann eine Praxis aufgebaut?

Ich habe die Praxis mit meinem Mann aufgebaut, weil wir beim eigenverantwortlichen Arbeiten als selbstständige Zahnärzte die Freiheit haben, die Praxis nach unseren eigenen Vorstellungen zu gestalten. Wir können Entscheidungen treffen, die unseren Patienten und Team zugutekommen, ohne auf Vorgesetzte oder Unternehmensrichtlinien Rücksicht nehmen zu müssen.

Ebenso ermöglicht uns die Freiberuflichkeit unsere Arbeitszeiten flexibel zu gestalten. Wir können die Praxisöffnungszeiten anpassen, um den Bedürfnissen unserer Patienten gerecht zu werden. Dies ist besonders wichtig, um Beruf und Familie in Einklang zu bringen.

Als Freiberufler haben wir die Freiheit, unsere Praxisstruktur, Dienstleistungen und Behandlungsmethoden individuell zu gestalten.

Sie haben zwei kleine Kinder. Wie haben Sie das mit der zahnärztlichen Tätigkeit vereinbart?

Ich bin bereits in meiner Anstellung schwanger geworden und war mit Bekanntgabe der Schwangerschaft raus. Ich habe dann bis zur Geburt rein administrativ gearbeitet. Nach der Geburt wollte ich dann auch noch nicht sofort zurück. Ich wollte die Zeit mit meinem Kind voll genießen.

Dennoch habe ich tagsüber weiterhin administrativ gearbeitet. Ich konnte mich über VPN in die Praxis schalten und habe meinen Alltag sehr strukturiert. Ich konnte – wenn das Kind schlief – entspannt die Administration machen. Das habe ich lange gemacht.

Haben Sie den Eindruck, sich hier von anderen zu unterscheiden?

Andere Frauen in der Selbstständigkeit sind oft kurz nach der Geburt schon wieder voll im Job und regeln die Betreuung durch den Vater des Kindes, Großeltern etc. Da muss jeder für sich wissen, was sich richtig anfühlt. Ich gebe aber einen Hinweis: Auch wenn man sich Pläne macht, kommt es gegebenenfalls ganz anders. Dann muss man den Plan etwas umändern und anpassen, aber es gibt viele Möglichkeiten.

Sie arbeiten mittlerweile wieder in der Praxis. Wie vereinbaren Sie jetzt Beruf und Familie?

Wenn etwa in den Herbstferien keine Betreuung für das Kind zur Verfügung steht, dann kommt das Kind mit in die Praxis. Die Patienten finden das in der Regel gut, denn es ist authentisch und familiär. Das Kind sitzt dann manchmal auch mal im Büro und spielt, aber oft möchte es ja bei Mama sein.

Wie war denn die Zeit der Praxisübernahme für Sie?

Die Praxis war nicht so modern, hatte aber viel Potenzial. Die Räume waren gut aufgeteilt und der Standort war super. Daher hatte unser Gefühl damals gesagt: Ja, das ist es! Wir haben dann nach der Übernahme gestrichen, neue Lichter installiert, den Boden neu gemacht und dabei auch die Leitungen neu verlegt. Zu Beginn haben wir das Röntgengerät und die Stühle übernommen – diese haben wir erst nach und nach ersetzt. Was wir hingegen ersetzt hatten, war das Praxisprogramm und die IT-Struktur, sodass wir uns auch von außen per VPN einwählen konnten. Die zwei ZFAs haben wir übernehmen können.

Man muss ehrlicherweise sagen: Die Arbeitsbelastung war am Anfang sehr hoch, aber wir haben es nie bereut! Denn es fühlte sich nicht wie eine Belastung an, da wir es sich für uns selbst gemacht haben. Und wir wussten, dass es endlich ist und es irgendwann läuft und die Belastung dann wieder nachlässt. Die Räume waren schöner als vorher und die Materialien angenehmer. Und die Patienten waren dankbar, dass ihre Zahnarztpraxis erhalten blieb.

Haben Sie sich vor der Praxisübernahme über die Praxisführung informiert?

Ja, ich habe mich sogar sehr intensiv informiert. Am besten ist es, wenn Kollegen und Kolleginnen miteinander reden, denn dabei kann man voneinander lernen. Am Anfang hat mein Mann alle angerufen, die er kannte, und hat gefragt, ob sie mal in der Praxis vorbeischauen und sich Prozesse, Geräte und weitere Dinge angucken können. Dabei gibt es dutzende Dinge, die man fragen kann: Teambindung, Anmeldetresen, Mitarbeiterbewerbung, Stühle, Röntgen, Abläufe und so weiter. Und ich kann aus eigener Erfahrung sagen: Alle waren immer sehr nett und auskunftsfreudig. Bei jedem Austausch lernt man super viel von den Erfahrungen der Kolleginnen und Kollegen – und wenn es nur der Hinweis ist, wie man etwas nicht macht!

Marscha Edmonds, KZV Nordrhein