Habe ich unrealistische Vorstellungen von einer Praxisübernahme? Teil II

Im Optimalfall ist eine Praxisübernahme eine Win-Win Situation für Abgeber und Übernehmer. Realistisch gesehen versuchen natürlich beide Parteien das Beste für sich herauszuholen. Sowohl als Abgeber, als auch als Übernehmer gibt es einige Dinge zu beachten, um die Praxis und den Übergabeprozess realistisch bewerten zu können.

Der Abgeber

Als Abgeber möchten Sie Ihre Patienten und Ihr Team gerne in vertrauensvolle Hände übergeben. Darüber hinaus möchten Sie mit dem Verkauf der Praxis natürlich eine möglichst hohe Summe erzielen. Trotzdem sollten Sie bei der Bewertung Ihrer Praxis die Räumlichkeiten auch aus der Sicht eines Übernehmers betrachten.

Vergleichen Sie dafür die heute gültigen Standards mit Ihrer Ausstattung. Wie alt ist Ihre Praxis? Wie hoch ist der Invest, den der Übernehmer tätigen muss, um die Praxis auf den heutigen Standard der Technik zu heben? Welche Teile müssen erneuert werden, bevor der Übernehmer anfangen kann zu arbeiten? Bewerten Sie Ihre Praxis realistisch. Machen Sie sich Gedanken darüber, was Sie noch bereit wären zu investieren und zu optimieren, um Ihre Praxis für einen Übernehmer attraktiver zu machen, denn so können Sie auch den Verkaufspreis steigern.

Der Optimierungsprozess ist mit den Praxisräumen allerdings noch nicht erledigt. Denn auch Ihr Praxisteam wird im besten Fall übernommen. Wenn Sie also von ineffizienten Prozessen oder Reibungen im Team wissen, sollten Sie diese verbessern. Denn ein gut funktionierendes, vollständiges Team ist in Zeiten des Personalmangels einiges wert. Bereiten Sie Ihr Personal außerdem auf die Übernahme vor und überrumpeln Sie sie nicht damit. So ist das Team gewillter, sich auf den neuen Chef einzulassen und die Übernahme mitzugehen.

Ihre wichtigste Verhandlungsgrundlage liegt aber in Ihrem Patientenstamm. Ein treuer Patientenstamm, den der junge Kollege übernehmen kann, ist Ihr größter Wert für den Übernehmer. Trotzdem sollten Sie realistische Preisvorstellungen haben, um potentielle Käufer nicht abzuschrecken. Lassen Sie sich bei der Einschätzung Ihrer Praxis am besten von einem Experten beraten. Dieser beurteilt Ihre Praxis als Außenstehender und neutraler Gutachter und kann Ihnen den Wert Ihrer Praxis realistisch einschätzen.

Außerdem sollten Sie nicht damit planen, einfach die Praxis zu übergeben und zu gehen, wenn Sie den Wert Ihrer Praxis so weit wie möglich steigern wollen. Stattdessen sollten Sie über einen „schleichenden Übergang“ nachdenken. Das heißt, Sie verkaufen Ihre Praxis nicht einfach und verabschieden sich dann, sondern bleiben noch eine Weile in der Praxis. Wie Sie diesen Übergang gestalten, müssen Sie und Ihr Übernehmer gemeinsam entscheiden. Sie könnten als angestellter Zahnarzt noch kurzzeitig in der Praxis bleiben oder Sie übernehmen die Vertretung für den jungen Kollegen. So können Sie Team und Patienten langsam an den neuen Arzt gewöhnen und Sie können dem Existenzgründer als Vermittler und Mentor noch ein wenig zur Seite stehen, um den weiteren Erfolg der Praxis zu garantieren. Auch durch Dienstleistungen und Hilfestellungen wie diese können Sie den Wert Ihrer Praxis steigern, da der Übernehmer damit das Risiko einer gescheiterten Übernahme massiv reduzieren kann.

Unser Tipp ist außerdem, sich nicht zu spät mit der Praxisabgabe zu beschäftigen, denn dieser Prozess ist meist langwieriger als man es vermutet. Auch hier sollten Sie realistische Vorstellungen haben. Sie brauchen genug Zeit um Ihre Praxis zu optimieren und einen passenden Übernehmer zu finden. Wir empfehlen Ihnen hier ein Zeitfenster von mindestens 5 Jahren.

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