Work-Life-Balance und Selbstständigkeit – geht das überhaupt?

Das Studium und die Assistenzzeit sind in der Tasche und neue berufliche Perspektiven stehen offen. Doch was tun? Angestellt bleiben oder lieber doch selbstständig werden?

Laut dem Statistischen Jahrbuch der Bundeszahnärztekammer (BZÄK) nimmt die Zahl der angestellten Zahnärzte zu, was vielfach familiäre Motive hat. Denn trotz aller Gleichberechtigung ist es in Deutschland nach wie vor eine vorwiegend weibliche Aufgabe, Kind und Karriere unter einen Hut zu bekommen.

Viele Kolleginnen– laut BZÄK sind rund 40% der Zahnmediziner weiblich – haben das Gefühl, sich für Kind oder Karriere entscheiden zu müssen und stellen den Traum von der eigenen Praxis zurück, weil sie den unternehmerischen Mehraufwand scheuen, der mit der Selbständigkeit verbunden ist. Von dem Schritt in die eigene Praxis werden junge ZahnärztInnen oft durch das Spannungsfeld von Bürokratie, gestiegenen Patientenerwartungen und wirtschaftlichen Risiken abgeschreckt, dem Praxisinhaber vermeintlich stärker als Angestellte ausgesetzt sind.

Zudem wägen viele Berufseinsteiger mit Blick auf die hohen Investitionssummen, die im Rahmen von 290.000 bis 500.000 Euro liegen können ab, ob sich eine eigene Praxis unter dem Strich auszahlt. Statistischen Untersuchungen zur Folge ist das Thema Work-Life-Balance für die zwischen 1980 und 2000 geborene Generation Y, die sich aktuell mit dem Thema Existenzgründung beschäftigt, von besonders hohem Stellenwert und Bedeutung. Der Traum von der Selbstverwirklichung in der eigenen Praxis verlangt einiges an Zeit, Risikobereitschaft und Energie, so dass die Frage, ob die Work-Life-Balance beim Abenteuer Praxisgründung auf der Strecke bleibt, nicht selten zum zentralen Thema bei der Entscheidungsfindung. Schließen Work-Life-Balance und Selbstständigkeit sich wirklich aus?

Wo stehe ich, was will ich eigentlich und welche Möglichkeiten habe ich?

Basis für die erfolgreiche Existenzgründung ist Leidenschaft für das Ziel. Je besser man sich selbst kennt bzw. je konkreter man weiß, wie man sich beruflich und privat verwirklichen möchte, umso realistischer kann die Entscheidung pro oder kontra Existenzgründung getroffen werden. Werden in der Entscheidungsphase alle Parameter und Möglichkeiten umfassend berücksichtigt, erhöht sich die Wahrscheinlichkeit, dass die Praxis zur Erfolgsstory wird.

Mit dem Zahnmedizinstudium werden alle fachlichen Kenntnisse vermittelt, die benötigt werden, um den Zahnarztberuf auszuüben. Eine eigene Praxis zu gründen und zu betreiben verlangt jedoch einiges mehr. Vor allem die Fähigkeit, unternehmerische Entscheidungen zu treffen, auf die man im Studium nicht vorbereitet wurde. Ein Dilemma, denn wie kann man objektiv beurteilen, ob man den künftigen Aufgaben gewachsen ist und das Unternehmer-Gen in sich trägt?

Zur Beurteilung der persönlichen Eignung helfen Gespräche mit dem Chef, mit Freunden, Kollegen, der Familie und anderen nahestehenden Personen, die einen gut beurteilen können. Im Internet finden sich Eignungs- und Selbsttests, mit denen man seine Leistungs- und Risikobereitschaft, Durchhaltevermögen, Kommunikationsfähigkeiten etc. analysieren kann. Unter anderem stellt das Gründungsportal des Bundeswirtschaftsministeriums und der Gründer-CheckUp der Apo-Bank zahlreiche Informationen, Checklisten und einen Schnell-Check mit Sofortauswertung zur Verfügung. Wenn Sie dann immer noch zweifeln, ob Sie das Zeug zum Unternehmer haben, nehmen Sie doch einfach zu uns Kontakt auf.

Neue Möglichkeiten, neues Glück

Nur wer Spaß an der Selbstständigkeit hat und auf ein ausgewogenes Berufs- und Privatleben achtet, kann auf Dauer Leistung erbringen und seine Freude am Beruf aufrechterhalten. Damit die Praxisgründung zum nachhaltigen Erfolgsmodell wird, muss ein Praxiskonzept her, das persönliche und berufliche Zielevorstellungen gleichermaßen berücksichtigt und Platz für eine ausgewogene Work-Life-Balance lässt.

Angehende Existenzgründer profitieren von den berufsrechtlichen Änderungen der vergangenen Jahre. Neben der klassischen Einzelpraxis und Berufsausübungsgemeinschaft ermöglicht das Vertragsarztrechtsänderungsgesetz (VÄndG) seit 2007 neue Niederlassungsformen, die flexiblen Gestaltungsspielraum erlauben. Kooperationen, Jobsharing und Teilzulassung sind interessante Optionen, um z.B. Babypausen und Kinderbetreuung mit der Selbstständigkeit zu vereinbaren.

Neben dem Work-Life-Balance Aspekt ermöglichen Kooperationen ein größeres Behandlungsspektrum und längere Öffnungszeiten – und das bei gleichzeitig kürzeren Arbeitszeiten. Gerade in der Zusammenarbeit mit älteren Kollegen hat man die Chance, an den Erfahrungen des / der Kollegen zu wachsen. Aus betriebswirtschaftlicher Sicht profitiert man neben der kollegialen Win-Win-Situation von anteiligen Praxis- und Personalkosten, die neue Wachstums- und Investitionschancen eröffnen.

Das Praxismanagement verkomplizert sich mit zunehmender Komplexität des Praxiskonstrukts. In der Entscheidungsphase ist es daher wichtig, einen detaillierten Überblick über die Möglichkeiten zu haben. Nur wer weiß, was die Berufsausübungsformen konkret bedeuten, kann beurteilen, was für ihn geeignet ist. Einen umfassenden Überblick bietet die Website der Bundeszahnärztekammer.

Wenn nicht jetzt, wann dann?

Der Schritt in die Selbständigkeit will gut überlegt sein, schließlich beinhaltet die Gründung und Führung einer Praxis viele Facetten und Herausforderungen, die sich zum Entscheidungszeitpunkt nicht abschließend beurteilen lassen. Andererseits wird das Risiko durch moderne Kooperationsformen, die Gestaltungsspielraum für eine ausgewogene Work-Life-Balance lassen und vielfältige betriebswirtschaftliche Chancen eröffnen, minimiert.

Das Gesundheitswesen ist eine Wachstumsbranche, die von vielen Faktoren – der demografischen Entwicklung, dem medizintechnischen Fortschritt und der wachsenden Bereitschaft, für hochwertige Zahnmedizin Geld auszugeben – begünstigt wird und Existenzgründern ein gutes Klima bietet. Im Hinblick darauf, dass sich laut Altersstruktur-Statistik der BZÄK rund ein Drittel der heute tätigen Kollegen bis 2022 in den Ruhestand verabschieden und händeringend nach Nachfolgern suchen, haben Praxisgründer aktuell beste wirtschaftliche Erfolgsaussichten.

Für alle, die den Drang zur beruflichen Selbstverwirklichung verspüren und ihre berufliche Entwicklung - von der Arbeitszeitgestaltung bis hin zum Aufgabenspektrum und zum Einkommen – als Zahnarzt, Betriebswirt, Führungskraft, und Qualitätsmanager eigenverantwortlich steuern wollen, könnten die Erfolgsaussichten nicht besser sein.

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