Patienten busladungsweise – Dr. Elisabeth Futterlieb in Kambodscha

Dr. Elisabeth Futterlieb (geb. 1988 in Braunschweig) ist in der Benrather Praxis von Dr. Jörg Gerndt als angestellte Zahnärztin tätig. Im November 2018 war sie für das Hilfsprojekt Mini Molars Cambodia e.V. in Südostasien. Die Begeisterung ist der jungen Zahnmedizinerin in jeder Sekunde anzusehen, in der sie über ihren abenteuerlichen Hilfseinsatz in Kambodscha berichtet.

„Kambodscha ist für mich in jeder Hinsicht die größte Bereicherung gewesen, die ich mir vorstellen kann, fachlich als Zahnmediziner, menschlich durch den kulturellen Austausch und den Kontakt mit einer anderen sozialen Welt. Neben dem guten Gefühl zu helfen, war es der Auslöser, mein Leben noch mal neu zu betrachten und meine Persönlichkeit weiter zu entwickeln.

Pulssteigerung inbegriffen

Ich habe mich für eine kleinere Organisation, die Mini Molars entschieden, weil ich gerne vieles selbst organisieren wollte. Ich bin als blonde Frau alleine mit dem Rucksack losgezogen und zum ersten Mal alleine gereist – da können Sie sich meinen Puls vorstellen. Einige haben gesagt: 'Musst du gerade da hingehen?' Ja, ich musste!

Im November 2018 war ich dann knapp vier Wochen in Kambodscha. Zuvor gab es natürlich einiges zu organisieren, insbesondere Verbrauchsmaterial wie Komposit habe ich mit nach Kambodscha gebracht. Alle Kosten habe ich selbst übernommen, insgesamt werden es etwa 1.500 Euro gewesen sein.

Zunächst waren wir in der Hauptstadt in einer Basisstation in der buddhistischen Angk Portinhean Pagode. Dort haben wir festgestellt, dass Ausstattung wie auch Versorgung der Menschen relativ gut waren und sind deshalb als Dreierteam mit einem Bus aufs schlecht versorgte Land gefahren. Das war das Tollste überhaupt!"

Patienten auf Gartenstühlen

Dr. Futterlieb war nicht nur auf einfachste Bedingungen vorbereitet, sie hatte sich sogar richtiggehend darauf gefreut: „Teilweise haben wir die Patienten, meist Kinder zwischen fünf und 18, auf Gartenstühle gesetzt und ohne Sauger gearbeitet. Betreuer oder Lehrer haben oft gefragt, ob wir sie nicht eben mal dazwischen quetschen können. Für die Kinder war der Besuch der Zahnärztinnen etwas Besonderes. Sie warteten geduldig und halfen, so gut es geht. Wir haben uns mit Händen und Füßen verständigt. Eine Bestätigung für uns war, wenn die Kinder nach der Behandlung zum Dank gemeinsam ein Lied gesungen haben.

Die Zähne waren allerdings meist in einem so schlechten Zustand, dass sie nur noch gezogen werden konnten. In Kambodscha liebt man zuckerhaltige Getränke – und das bei sehr schlechter Mundhygiene. Wir haben versucht, Grundlagen der Prophylaxe zu vermitteln, und auch Zahnbürsten verteilt.

Ich kann nur jedem empfehlen, im oder nach dem Studium einen solchen Einsatz mitzumachen. Dazu kann ich allen raten! Man wird fit in Chirurgie. Auch als Zahnärztin mit mittlerweile fünf Jahren Berufserfahrung habe ich noch durch die vielen Extraktionen an Routine gewonnen und nebenbei gelernt, mit fast jeder Zange fast jeden Zahn zu ziehen. Die Zahl der so behandelten Patienten kann man nur in Busladungen messen.

Mini Molars unterstützen

Ich hänge sehr am Projekt Mini Molars und möchte daher von hier aus für die notwendige Nachhaltigkeit sorgen. In der Praxis meines Chefs, der mich sehr unterstützt, findet am 30. August eine Aktion statt, damit die Spendenkasse, die in der Praxis steht, richtig voll wird. Unter anderem wird eines meiner Bilder versteigert! Ziel ist es, dass Mini Molars einen Minivan anschafft, um Gebiete zu erreichen, wo die ärmeren Menschen mit ganz schlechter zahnmedizinischer Versorgung leben.“ 

Mini Molars Cambodia e.V.

Mini Molars Cambodia e.V. Free Dental Care For Children bietet Kindern aus Schulen, aus der Umgebung und aus anderen Hilfsprojekten seit 2015 auf dem Gelände der Angk Portinhean Pagode in Phnom Penh eine kostenlose zahnärztliche Versorgung. Darüber hinaus bringen mobile Behandlungseinheiten zahnärztliche Hilfe in die Slums von Kambodscha. 2018 wurden mehr als 5.000 Kinder behandelt.

Mini Molars sucht Zahnärzte zur Unterstützung des Projekts und verfolgt das Ziel, ab 2020 mindestens 10.000 Kinder jährlich zu behandeln. Der Verein finanziert sich ausschließlich über Spenden, die etwa für den Transport der Materialien in die entlegenen Gebiete und die Anschaffung neuer Ausrüstung verwendet werden.

Weitere Informationen sowie Spendenmöglichkeit unter www.minimolars.de

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