Worauf muss ich bei meiner Assistenzstelle achten?

Die Zeit als Vorbereitungsassistent dient vor allem der Vorbereitung auf die eigene Praxis. Der Assistenzarzt soll das Behandeln in der Praxis und den Praxisalltag kennen- und beherrschen lernen. Bei der Auswahl des Assistenzplatzes gibt es ein paar Dinge zu beachten, damit Sie das Beste aus Ihrer Zeit herausholen können.

Sie sollten aber auch nicht mit falschen Erwartungen auf die Suche nach einer Stelle gehen. Eine Assistenzstelle ist keine Position, um reich zu werden – zumindest nicht materiell. Bei der Auswahl Ihres Chefs sollten Sie vielmehr ein Augenmerk darauf werfen, wie viel Sie von ihm lernen können. Hier sollten Sie nicht nur darauf achten, fachliches Wissen vermittelt zu bekommen. Denn der Beruf des Zahnarztes umfasst mehr als nur das "Bohren". Gerade die Themen, die Sie im Studium nicht vermittelt bekommen, müssen während der Assistenzzeit ein Thema werden. Dazu gehört beispielsweise die gesamte Bürokratie: wie die Abrechnung oder die Praxisverwaltung. Sie können Ihren Chef ganz einfach auf diese Themenbereiche ansprechen. Viele Praxisinhaber vergessen schnell, dass diese Dinge zwar für sie selbst selbstverständlich sind, aber für ihre Assistenten noch nicht.

Worauf Sie bei der Auswahl einer geeigneten Stelle unbedingt achten sollten, ist, dass Sie die Möglichkeit bekommen, möglichst viele Facetten Ihres Handwerks zu erlernen. Über diese zwei Jahre sollte es Ihnen vor allem möglich gemacht werden, Erfahrung zu sammeln und eine sichere Routine zu erlangen. Es ist wichtig, auf diesen Punkt zu achten, da es kein Regelwerk gibt, welches besagt, in welchem Umfang der Assistenzarzt den Praxisalltag kennenlernen muss. Achten Sie darauf, dass Sie nicht nur „Fließbandarbeit“ verrichten; denn umfassende Erfahrung in der Behandlung von Patienten sammeln Sie so nicht.

Natürlich ist es aber auch wichtig, auf einen fairen Assistentenvertrag zu achten. Fair bedeutet auch, dass Sie angemessen bezahlt werden. Wie hoch Ihr Gehalt am Ende ist, hängt vor allem von Ihrer Leistung ab, pauschal lässt sich aber eine grobe Richtung festlegen: Da Sie als approbierter Assistenzzahnarzt auch eine höhere Verantwortung als die Stuhlassistenz tragen, sollte Ihr Chef Ihnen auch mehr zahlen.  Für Vollzeitstellen reichen die Gehälter im Bereich Nordrhein von 1.500 € bis 4.500 € brutto. Machen Sie einen guten Job, sollte auch die Möglichkeit einer Umsatzbeteiligung bald ein Thema werden.

Bedenken sollten Sie in Ihrer Assistenzzeit außerdem, dass Sie im ersten Jahr für den GKV-Bereich nicht vertretungsberechtigt sind und Sie ihre Behandlungen stets unter Kontrolle Ihres Chefs durchführen. Ihr Chef sollte außerdem viel Wert auf Fort- und Weiterbildungen legen und ggf. dazu eine Klausel in den Vertrag einarbeiten. Verhandelbar ist hier auch, wer die Kosten für diese Fortbildungen trägt.

Zusammengefasst sollten Sie in Ihrem Assistentenvertrag darauf achten, dass selbstständiges Arbeiten Priorität hat. Trotzdem müssen regelmäßige Qualitätskontrollen durch den Chef Pflicht sein. Von Verträgen mit Umsatzvorgaben sollten Sie absehen, da hier eher der Profit als das Lernen im Vordergrund steht.

Neben dem Vertrag ist es ebenfalls wichtig, zu wissen, dass Ihre Berufshaftpflichtversicherung von Ihrem Chef übernommen wird. Denn er ist für die Qualität Ihrer Arbeiten verantwortlich.

Gerade im ersten Assistenzjahr gibt es von der KZV sehr strenge Regelungen für die Vertretung des Chefs. Im Normalfall gilt, dass eine Ferienvertretung oder auch eine Vertretung während des Notdiensts erst ab dem 2. Jahr möglich sind.

Achten müssen Sie also vor allem auf Folgendes.

  • Ihr Chef sollte Wert auf gewissenhaftes, zuverlässiges und selbstständiges Arbeiten legen. Außerdem können Sie durch verschiedenste Behandlungen ein breites Spektrum an Erfahrungen sammeln.
  • Qualitativ hochwertige Arbeit hat Priorität vor dem Umsatz. Sie sollten sich während Ihrer Assistenzzeit nicht verbiegen lassen, sondern sich selbst treu bleiben können. Dazu gehört auch, dass Ihr Chef nicht versucht, Ihnen eine profitmaximierte Therapie aufzudrängen.
  • Als Assistent sollten Sie daran denken, dass während der Assistenzzeit noch keiner reich geworden ist – zumindest nicht an Geld, wohl aber an Erfahrung.
  • Je nach Leistung und Persönlichkeit können Sie aber bereits im 2. Jahr ordentliche Zahlen erwirtschaften.

Trotz allem sollten Sie auch den Blick auf die Zukunft nicht vernachlässigen. Denn im Angestelltendasein zu verweilen, hat auf Dauer Nachteile für Sie.

Aus wirtschaftlicher sowie auch aus steuerlicher Sicht muss klar sein, dass freiberuflich mehr Umsatzpotenzial in Aussicht steht als in der Anstellung. Außerdem ist in der Anstellung keine steuerliche Gestaltung möglich. Versuchen Sie doch beispielsweise in der Anstellung mal, Ihr Auto von der Steuer abzusetzen. In der Selbständigkeit ist das kein Problem. Auf längere Sicht macht eine Anstellung weit über die Assistenzzeit hinaus nur dann Sinn, wenn Ihnen eine Übernahme oder eine Partnerschaft in Aussicht gestellt werden. Ein zu langes Verharren in der Anstellung hat nicht nur wirtschaftliche Nachteile. Zusätzlich wird Ihre freie Berufsausübung dauerhaft von Ihrem Arbeitgeber reguliert.

Kim Ringst, ZA eG

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Leute, die darüber sprechen

  • Christoph Hassink

    Klasse Artikel!

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