Barrieren abbauen

Die freie (Zahn-)Arztwahl ist ein hohes Gut. Immer mehr Menschen können sich jedoch die Praxis ihres Vertrauens nicht aussuchen. Der Kreis derer, die hier auf Hilfe angewiesen sind, ist groß und umfasst Menschen mit Behinderungen aller Art ebenso wie Eltern mit Kinderwagen und ältere Menschen.

Erstellt: 28.04.2025

Aktualisiert: 23.06.2025

Bunte Plätchen mit Symbolen für vulnerable Gruppen oder Behinderungen auf einem hellgrauen Untergrund
© Waseem Ali Khan – stock.adobe.com

Jeder Mensch – ob mit oder ohne Behinderung – hat die Möglichkeit, selbstbestimmt und gleichberechtigt am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen, so der Leitgedanke der Inklusion. Mehr als zehn Millionen Bundesbürger leben mit Behinderung, etwa 7,5 Millionen sind schwerbehindert. Der betroffene Personenkreis wird durch die Überalterung der Gesellschaft in den nächsten Jahren wahrscheinlich größer. Deshalb ist es umso wichtiger, sich über Barrierearmut in Einrichtungen des täglichen Lebens Gedanken zu machen.

Auch Zahnärztinnen und Zahnärzte können oft mit einfachen Mitteln vieles für diese Menschen erleichtern. Denn die Anforderungen umfassen eben nicht nur die Beseitigung von Barrieren, die sichtbar oder auffällig sind. Es geht auch um Verhaltensregeln wie etwa das namentliche Vorstellen bei der Begrüßung, das deutliche Sprechen und Erklären eines Befundes oder das Anbieten von leicht lesbaren und verständlichen Informationen. Manchmal erzielt man schon mit kleinen Veränderungen deutliche Verbesserungen.

Beim Nachdenken über Barrierefreiheit wird deutlich: Wer sich im Praxisablauf auf spezielle Anforderungen und Bedürfnisse der zu Behandelnden einstellt, kann nur gewinnen. Denn letztlich verfolgt jedes zahnärztliche Team das gleiche Ziel: Alle Patienten so gut wie möglich medizinisch zu versorgen.

Wie Barrieren abbauen?

Häufig sind es schon kleine Veränderungen, die Menschen mit Behinderung den Weg in die zahnärztliche Praxis erleichtern. Davon profitieren auch alle anderen Patientinnen und Patienten. Hier einige Anregungen, wie Sie Ihre Praxis relativ einfach besser auf spezielle Bedürfnisse ausrichten können:

  • Hausnummer, Praxisschild und Klingel gut sichtbar?
  • Öffnet sich die Eingangstür leicht?
  • Türen auch für Rollstühle breit genug (mindestens 80 Zentimeter)?
  • Stolperfallen?
  • Eingang und Flur hell beleuchtet?
  • Sitzmöglichkeiten?
  • Garderobe für Rollstuhlfahrer erreichbar?
  • Gibt es Stock-/Krückenhalter?
  • Sanitärbereich schnell zu finden?
  • Wie viel Bewegungsfreiheit bietet das Patienten-WC?
  • Erreichen auf Rollstühle angewiesene Personen oder kleinwüchsige Menschen Waschbecken und Papiertücher?
  • Tür im Notfall von außen zu öffnen?
  • Beleuchtung hell genug?
  • Behindertenparkplätze?
  • Weg vom Parkplatz zur Praxis ausgeschildert?
  • Weg eben, gut begeh-/befahrbar und beleuchtet?
  • Stellen, in denen sich Pfützen bilden?
  • Wie lassen sich solche Barrieren ausräumen?
  • Bewusst deutlich sprechen
  • Einfache Sätze bilden
  • Fachbegriffe, Befunde und Medikationen erläutern
  • Handlungen erklären
  • Gelegenheit geben, um Fragen zu stellen
  • Eile vermeiden
  • Geduldig sein
  • Nach Hilfebedarf fragen
  • Handeln und Wartezeiten erklären
  • Gründe für Handeln erklären
  • Namentlich vorstellen
  • Wichtige Informationen prominent platzieren
  • Erreichbarkeit für Rückfragen zu Barrieren nennen
  • Abwesenheiten angeben und Vertretung benennen
  • Online-Terminvereinbarungen ergänzend anbieten
  • Klar und nachvollziehbar strukturieren
  • Leicht verständliche Texte, Bilder und Buttons beschreiben
  • Gut leserliche Schriftarten und -größen
  • Hohe Farbkontraste

Virtueller Rundgang durch eine barrierearme Zahnarztpraxis

In drei virtuellen Rundgängen sehen Sie eine Musterpraxis aus der Perspektive eines Menschen mit einer Mobilitätsbeeinträchtigung, einer Hörbeeinträchtigung oder einer Sehbeeinträchtigung. In den drei KZBV-Videos kann man sich durch eine Zahnarztpraxis bewegen. Schritt für Schritt stößt man dabei auf mögliche Barrieren. Bei jeder Barriere werden Möglichkeiten aufgezeigt, diese zu beseitigen. Hier gelangen Sie zu den Rundgängen.

Die Bundesregierung hat 2011 einen „Nationalen Aktionsplan“ aufgestellt. Auch für niedergelassene Ärzte und Psychotherapeuten sind darin konkrete Maßnahmen genannt – zum Beispiel die Beseitigung baulicher und kommunikativer Barrieren. Der Aktionsplan ist kein abgeschlossenes Dokument, sondern wird weiterentwickelt – Stichwort: „Nationaler Aktionsplan 2.0“. Weitere Infos finden Sie hier

Nadja Ebner, KZV Nordrhein

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