Tipps für die Niederlasung (2): Wenn das Miteinander stimmt

Tipps für die Niederlassung: Neben vielen Formalien, die eine Niederlassung leider mit sich bringt, gibt es auch weitere Aspekte, die nicht immer auf den ersten Blick erkennbar sind, wie Mitarbeiterführung. Oder es gibt Themen, bei denen man eher vorab mit Kollegen sprechen würde, etwa bei der Frage, wie man sich als Vorgesetzter verhält oder die Praxis organisiert. Wir haben mit jungen Zahnärztinnen und Zahnärzten gesprochen und sie nach ihren Erfahrungen gefragt.

 



In Teil 2 sprechen wir mit Alexander Saenger.

Herr Saenger, seit wann sind Sie selbstständig niedergelassen tätig?

Ich habe 2017 mit meiner Kollegin eine Praxisgemeinschaft gegründet.

 

Warum haben Sie sich niedergelassen?

Bereits als angestellter Zahnarzt habe ich mir in meinem damaligen Arbeitsalltag immer wieder gewünscht, einige Dinge anders zu strukturieren, sei es in der Behandlung oder in der Praxisorganisation. Im Angestelltenverhältnis ist dies aber natürlich nur sehr begrenzt möglich, und daher war mir recht schnell klar, dass ich mich selbstständig machen möchte.

 

In der eigenen Praxis kann man zwar selbst Chef sein – aber man ist auch selbst der Chef. Man kann niemanden fragen und muss sich selbst überlegen, welchen Führungsstil man zum Beispiel lebt. Wie sind Sie da herangegangen?

Wir versuchen in unserer Praxis weitestgehend einen sogenannten kooperativen Mitarbeiter-Führungsstil zu leben. Das bedeutet, dass wir mit unseren Mitarbeiterinnen im Team viele Problemstellungen, besonders diejenigen, die direkte Auswirkungen auf die jeweiligen Arbeitsbereiche haben, besprechen und sie so mit an der Entscheidung beteiligen.

Der Weg zu einer Entscheidung ist somit häufig zunächst etwas langwieriger, weil mehre Wünsche und Aspekte diskutiert werden. Aber die Ergebnisse sind oft effizienter und werden besser akzeptiert. Das Konzept kann man natürlich nicht in allen Bereichen so umsetzen, da man als Praxisinhaber letztlich immer dafür verantwortlich ist, dass sowohl die Wirtschaftlichkeit der Praxis gewährleistet ist als auch gesetzliche Vorgaben beachtet werden.

Aber neben der Beteiligung an Entscheidungen ist die Kommunikation im Team das A und O. Denn wenn sich Probleme zum Beispiel an der Rezeption oder am Steri entwickeln, bekomme ich das in meinem Praxisalltag gegebenenfalls gar nicht mit. Wenn das der Fall ist und der Praxisablauf oder die Zusammenarbeit unter den Mitarbeiterinnen gestört ist, versuchen wir uns kurzfristig die Zeit zu nehmen, diese anzusprechen und eine Lösung zu finden.

 

Wie gehen Sie bei solchen Problemen vor?

Neben den von uns regelmäßig durchgeführten Teamgesprächen, für die die Mitarbeiterinnen auch im Vorfeld Themen mit vorschlagen können, versuchen wir auch neben der Behandlung mit unserem Team im Gespräch zu bleiben, manchmal auch über Themen, die über den Arbeitsalltag hinausgehen. Ein vertrauensvolles Arbeitsverhältnis ist wichtig, denn wenn die Unterstützung aus dem Team fehlt und ich mich nicht auf meine Mitarbeiterinnen verlassen könnte, hätte ich in meinem Fall nicht die Zeit für meine Patienten, die ich mir wünsche.

 

Und was können Sie empfehlen, wenn man wirklich einen schwierigen Mitarbeiter hat?

Wenn ein Problem oder eine Situation darauf beruht, dass jemand einen schlechten Tag hat, ist das okay und nur menschlich. Dann suchen wir das Gespräch, bieten gegebenenfalls Unterstützung an und akzeptieren, dass man auch mal einen schlechten Tag haben kann.

Wenn es jedoch ein wiederkehrendes Problem ist, dass sich auch in Gesprächen nicht lösen lässt, gibt es meiner Meinung nach nur wenige Optionen. Man kann etwa versuchen der Person eine andere Aufgabe zuzuweisen und muss im Anschluss schauen, wie sich die Situation entwickelt. Ansonsten leidet das gesamte Team und am Ende auch der Patient.

 

Haben Sie schon mal einen Konflikt lösen können mit einer Aufgabenumverteilung?

Nicht direkt, aber noch vor Kurzem kam es bei uns im Team zum Beispiel zu etwas Unmut über die nicht ausgewogene Verteilung von allgemein anfallenden Aufgaben. Es kommt im Praxisalltag ja hin und wieder vor, dass einzelne Mitarbeiterinnen nicht unmittelbar in der Stuhlassistenz eingebunden sind oder an der Rezeption Patientenanliegen bearbeiten.

Damit die Aufgaben fair verteilt sind und nicht einzelne Mitarbeiterinnen nach der eigentlichen Behandlungszeit noch unnötig viele Aufgaben zu erfüllen haben, haben wir vor Kurzem eine simple Liste mit allgemeinen zu erfüllenden Aufgaben erstellt und wie ein Bild eingerahmt im Steri aufgehängt. Diese einfache Lösung hat uns im Praxisalltag geholfen, die Stimmung im Team untereinander wieder zu verbessern.

 

Heute kann man ja froh sein, wenn man überhaupt noch Mitarbeiter für Zahnarztpraxen findet, denn der Markt ist leergefegt, und die Praxen suchen fast alle. Haben Sie Tipps, wie man gute Leute halten kann?

Ich bin ein großer Freund von offenen Gesprächen. Daher führen meine Kollegin und ich regelmäßig Mitarbeitergespräche, in denen wir mit unseren Mitarbeiterinnen in Einzelgesprächen schauen, wo sie sich sehen, was sie stört und wie wir sie bei ihrer beruflichen Weiterentwicklung unterstützen können.

Außerdem finden bei uns, wie schon angesprochen, regelmäßige Besprechungen mit dem gesamten Team statt. Diese werden zum einen zu den vorgeschriebenen Unterweisungen und Belehrungen genutzt, können aber zum anderen auch verschiedene Themen betreffen, etwa bei neuem Material, Probleme im Team, mit Patienten, Ablaufänderungen und so weiter.

Zudem versuche ich mein Team regelmäßig motiviert zu halten, sei es durch kleine Aufmerksamkeiten wie einem Eis an einem heißen Tag oder gemeinsame Betriebsausflüge und Rituale wie den Besuch auf dem Weihnachtsmarkt im Dezember, der dieses Jahr leider wegen mehrerer Krankheitsfälle ausfallen musste.

Natürlich sind neben einem vernünftigen Gehalt auch Aspekte wie eine betriebliche Altersvorsorge, Angebote zur Gesundheitsförderung oder andere Incentives wichtig. Aber am Ende müssen die Zusammenarbeit im Team und vor allem die Kommunikation im Miteinander stimmen. Dann kommt man auch gern zur Arbeit.

 

ZA Alexander Saenger 

©Overhoff

 Marscha Edmonds, KZV Nordrhein

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